Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

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Alti
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Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Alti » 23.06.2013, 10:05

Der Motorradgruß
Mehr oder weniger deutliches zur Kenntnis nehmen eines entgegenkommenden Motorrades samt Fahrers. Zu diesem Zwecke erlaubt sind das Heben der Kupplungshand bis maximal Schulterhöhe oder das Abspreizen von mindesten zwei Fingern der linken Hand vom Lenkergriff. Grüssen mit der rechten Hand wird i. d. R. als uncool angesehen (man müsste ja vom Gas). Im Notfall, wenn die Kupplungshand z. B. mit Kuppeln beschäftigt ist, ist auch ein deutliches Nicken mit dem Kopf erlaubt. Fahrtechnisch problematisch wird das Grüßen beim Überholen. Die klassische Grußhand, die Linke, wird vom Überholten nicht gesehen. Grüßt man mit der Linken vorn am Körper vorbei nach rechts, tippen Autofahrer auf Heuschreckenschwärme oder Unterarmkrampf. Motorradfahrer mit Auslandserfahrung wenden daher in dieser Situation die mediterrane Variante an: Spanische, italienische und französische Motorradfahrer sind immer irgendwie mit Gasgeben, Kuppeln, Schalten oder ihrer Sozia beschäftigt, so daß sie durch Abspreizen des rechten Beins grüssen. Nur Fortgeschrittenen zu empfehlen ist das sog. Abklatschen: Der linke Arm wird soweit ausgestreckt, daß die ebenfalls ausgestreckte Hand des entgegenkommenden Fahrers berührt wird. Fehleinschätzungen von Geschwindigkeit und Entfernung können hierbei allerdings äußerst unangenehme Folgen haben.


Geschichte
Die Ursprünge des Motorradgrußes reichen bis in die Steinzeit zurück. Motorradfahrer waren damals außerordentlich rar. Es gab kaum befestigte Straßen und die Räder waren aus Stein. Nur ganz harte Kerle vertrugen die Strapazen des Motorradfahrens. Begegneten sich zwei dieser Kerle hielten sie an, stiegen ab und zeigten einander die geöffneten Hände, um zu zeigen, das sich kein Faustkeil darin verbarg. So wurde der Motorradgruß erfunden. Bis heute erhalten hat sich dabei die soziokulturelle Komponente: Wer sich als Angehöriger einer exquisiten Minderheit empfindet, grüßt die anderen Angehörigen dieser Minderheit.


Regulatorien
Das Motorradgrüßen ist stark reglementiert unter wird von Anfängern zu Recht als sehr kompliziert angesehen. Die Frage, wer wen wann und wie grüsst und ob zuerst oder zurückgegrüsst wird oder überhaupt nicht, ist nur komplex zu beantworten und bedarf einer sehr differenzierten Betrachtung. Die Reaktion auf rezente Entwicklungen, wie zum Beispiel das Anwachsen des Hubraumes von Motorrollern oder die stetig steigenden Zulassungszahlen, wird unter Motorradfahrern kontrovers diskutiert.
Das bekannteste und wichtigste Verbot ("Regel Nummer Eins") lautet: Grüße NIEMALS ein Fahrzeug, welches kein Motorrad ist. Hierzu gehören Motorroller, sowie alles, das weniger als 200 ccm Hubraum oder mehr als eine Spur hat. So etwas ist kein Motorrad! Wer fahrlässig Roller, Mofas, Klein - oder Leichtkrafträder, Trikes oder Quads grüßt, verliert sein Gesicht und jegliche Selbstachtung. Dies gilt auch und gerade für Motorroller mit einem Hubraum von über 200 ccm.
Oldtimer werden grundsätzlich freudig und bewundernd gegrüßt, unabhängig vom Hubraum. Aber: Oldtimer werden meist von technisch versierten älteren Fahrern gefahren, so genannten 'alten Schraubern', und solchen ist Respekt zu zollen! Trifft man daher alte Schrauber, wartet man zunächst, ob sie grüßen, um dann weinend vor Glück und Stolz zurückzugrüssen. Von Frühling bis Herbst grüßen viele alte Schrauber nicht, weil sie Winterfahrer sind (siehe unten).
Winterfahrer (s. d.) grüssen nur anderere Winterfahrer, Saisonschwuchteln (s. d.) werden demonstrativ ignoriert. Treffen sich zwei Winterfahrer, ist die Freude gross. Man hält an, umarmt sich, baut ein Iglu oder wenigstens ein Lagerfeuer und redet mindestens zwei Stunden Benzin (s. Benzin reden). Saisonschwuchteln hingegen grüßen in den ersten Frühlingswochen wie wild und beidhändig (!) alles, was sich auf zwei Rädern bewegt. Vor lauter Aufregung vergessen sie dann oft, daß da eine Kurve kommt. Sie haben immer frische Unterwäsche an - man könnte ja im Krankenhaus landen.
BMW-Fahrer sind als arrogante notorische Nichtgrüßer verschrieen, da sie nicht grüssen und den Gruss nicht erwiedern. Dies ist so nicht haltbar: andere BMW-Fahrer werden durch Hochziehen einer Augenbraue oder durch das leichte Lupfen des Kinnteils ihres Klapphelms gegrüsst.


Grenzfälle
Ungeregelt und darum praktisch nicht existent ist die Motorradgrußkultur auf der Autobahn. Nicht einmal erfahrene Motorradfahrer können sagen, ob man entgegenkommende Motorräder über sechs Spuren und einen Grünstreifen hinweg grüßen muß.
Auf beliebten Motorradstrecken ist die Motorraddichte während der Saison an Wochenenden inzwischen so hoch, dass dort nicht mehr oder nur noch sehr ausgewählt gegrüsst wird. Dies häng weniger mit Bequemlichkeit zusammen, vielmehr macht es einfach keinen Spaß und ist zudem noch nicht ungefährlich, 70 Kilometer mit nur einer Hand am Lenker zu fahren.
Ein sehr ernstes Problem in Bezug auf das korrekte Grüßen stellen Motorroller mit Hubräumen von 250 und mehr dar. Diese sind aufgrund ihrer Grösse von vorne selbst von geübten Augen kaum noch von echten Motorrädern zu unterscheiden. Erst im Vorbeifahren erkennt man seinen Fehler, aber dann ist es zu spät. Dies konfrontiert den echten Motorradfahrer mit einem fast unlösbaren Dilemma: Die Verletzung der Regel Nummer Eins ist unter keinen Umsänden zu riskieren, grüsst man jedoch nicht, ist man ein arroganter Sack ohne jegliche soziale Kompetenz. Konzentriert man sich zu stark auf das entgegenkommende Fahrzeug, um es sicher zu identifizieren, läuft man Gefahr, die nächste Kurve zu verpassen und - dann allerdings korrekt grüssend - in die nächste Leitplanke zu klatschen. Eine Lösung dieses Problems ist nicht in Sicht, da sich das bekannte Kartell aus Regierung und Industrie weigert, ein Identifizierungssystem, ähnlich der Freund-Feind-Kennung von Militärflugzeugen, als Serienpflichtausstattung für Motorroller vorzuschreiben.

Quelle:
http://msebulke.tripod.com/temporaer/id3.html" onclick="window.open(this.href);return false;

..ist schon alt aber immer noch gut.
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Hohle Gefäße geben mehr Klang als gefüllte.


LG Jürgen

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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Speci » 23.06.2013, 10:41

:lol:
GSX 600F (GN72A); EZ:1993;

Umbauten:
Gekürzte Verkleidung; Heckumbau; Doppelscheinwerfer; MRA Scheibe; Lenkerendenblinker u. spiegel; Suberbikelenker; Bridgestone T30; Koso Tacho DB02R; Bandit 4-1 Auspuffanlage; uvm...

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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Knut » 24.06.2013, 12:44

:Yahoo!:
Und es ist so peinlich wenn man bemerkt das man einen Roller gegrüßt hat!
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paparomeo
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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von paparomeo » 07.07.2013, 19:23

So, bin auch malwieder hier ;-)

Mir fällt auf: nicht alle Moppedfahrer Grüßen oder Grüßen zurück!
Man kan wohl anhand des gesamtäußeren Erscheinungsbildes einen Ruf erlangen wa :D "DEEEEN grüß ich aber nich! Den kenne ich!"
Mein ehem. Nachbar war/ist bekannt im Raum Hannover mit seinen roten jamahasen als Heizer! Er liebt schnelle Kurven, fährt Sie auch im Drift. Den "Angststreifen" gibt es bei Ihm nicht.
Gruß Bernd

GN 72 B Bj.´95 LED-Blinker hinten (am 17.6.14 geschrottet :-( )
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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von DaBadner » 07.07.2013, 21:51

ich hab heute einen Roller gegrüßt *schäm* :sorry:
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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Chadnya » 19.07.2013, 16:15

Haha, sehr schöner Text. :D

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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Rebs » 29.07.2013, 23:25

apropo Roller

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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Alti » 21.08.2013, 19:17

Mir fällt auf: nicht alle Moppedfahrer Grüßen oder Grüßen zurück!

..Harley Fahrer sowieso nicht, weil wen die die Hand vom Lenker nehmen, fällt der durch die Vibrationen ab. BMW Fahre auch nicht, weil die sind damit beschäftigt einen neuen Sender im Radio zu suchen. Und die Bobber auch nicht, weil die fallen sonst runter wegen der Sitzposition. Na und die Roller, na da muß man schon genauer hinschauen, siehste keine Füße, isses ein Roller und die Hand bleibt unten. :good:
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Gallier

Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Gallier » 22.08.2013, 18:26

Und warum sollte man keinen Rollerfahrer grüßen?
Verstehe ich zwar nicht ganz denn ich grüße auch Rollerfahrer (Hab ja selbst einen 125er) aber nunja... Jedem das seine!

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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Rebs » 22.08.2013, 21:19

Gute frage, Ich denke mal deshalb:

weil jeder einen roller fahren darf, selbst kinder. Und normal grüßt man nicht jeden.
Motorradfahrer sind eine Minderheit, alle mit dem selben Hobby und interessen. Ein Motorrad zu kaufen und einen A Schein zu machen, ist außerdem eine große Hürde. Finanziell, zeitlich und auch nicht so leicht. Man muss es wirklich WOLLEN. Während man für ein Roller nur 500€ im Supermarkt ausgeben muss und gut.
Das verbindet einen und man fühlt sich ein wenig wie in einer Gruppe.
Roller sind außerdem im schnitt erheblich langsamer, sie dienen auch nur einem zweck: menschentransport von a nach b. Beim motorrad fahren gehts überhaupt nicht darum. Da steht der Spaß im Vordergrund. Das einzige was die beiden verbindet sind 2 reifen. mehr nicht. Autos grüßt man ja auch nicht, obwohl sie zumindest auch so schnell fahren können wie motorräder.

Ich hoffe du kannst dich jetzt in einen (von vielen) hineinversetzen der keine Rollerfahrer grüßt :D
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Gallier

Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Gallier » 23.08.2013, 00:40

Naja, mir isses egal...
Wenn ich mit meinem 125er unterwegs bin grüße ich Roller und Motorradfahrer ebenso...
Und ich werde zurück gegrüßt!

Und selbst wenn nicht - mich stört des ned.

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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Miki » 25.08.2013, 16:10

:ROFL:

Genial :D

Ich grüß mittlerweile nicht mehr jede Marke. BMW Fahrer sowieso nicht und Harley-Fahrer eher selten (wenn die keine Kutte anhaben)

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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von ReImport » 26.08.2013, 15:10

Ich grüß eigentlich alles was schalten muss! ;)
Somit auch keine Roller, dafür aber BMWs, Harleys und sogar 50ccm Sägen...

Außer auf Motorradstrecken, da lass ich die Hände lieber am Lenker statt die 5472 mir entgegenkommenden zu grüßen :oops:
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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Todde » 27.08.2013, 13:25

grüßen hin und grüßen her.

ich bin auch einer der ständig grüßt AUßER es kommt mir einer entgegen der mit flip-flops unterhend und shorts, da leg ich dann soviel wert drauf wie auf eine darmspiegelung :P

ich hab auch schon rollerfahrer gegrüßt, im dunklen sieht man das echt schlecht obs ein motorrad ist oder nen dösiger roller, wenn ich mir so die meissten lampenmasken der roller ansehe und die mit der maske einer yamaha/kawa/honda vergleiche ähneln die sich echt stark in der dunkelheit :-)

und nicht vergessen... die linke zum gruss
Mfg Todde
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Re: Der Motorradgruß und seine soziale Bedeutung

Beitrag von Syl59 » 27.08.2013, 21:05

Moin Todde, du altes Windgesicht!

Wie du weißt, fahre ich Roller und Motorrad. In der Stadt in's Büro und so fahre ich Roller. Es ist schlichtweg einfacher, bequemer und billiger in der Stadt Roller zu fahren. Der verbraucht ca. 2,5 Liter, kostet keine Steuern und ca. 60 € Versicherung im Jahr. Ich habe einfach keine Lust, im Sommer in einer Blechkiste zu schwitzen oder das Motorrad im Kurzstreckenverkehr zu quälen. (Kupplung/Schalten, Kupplung/Schalten, Kupplung/Schalten, Kupplung/Schalten, von Ampel zu Ampel = nervt) Außerdem hat der Roller so'n schwules Topcase hinten drauf. Häßlich aber praktisch !! Man kann damit einkaufen fahren. Auf der Landstraße oder Autobahn macht er nicht wirklich Spaß, aber dafür habe ich ja noch die 650er.

Also Todde: Du kannst ruhig mal Roller-Fahrer grüßen. Sie könnten Motorrad-Fahrer sein, die nur mal schnell mit dem Roller einkaufen fahren.

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